Wilhelm Busch und Arthur Schopenhauer

Wer Wilhelm Busch liest, wird vieles entdecken, das – oftmals humoristisch verpackt – in seinem Kern an Arthur Schopenhauer erinnert. Das ist kein Zufall, denn Busch schrieb, dass er sich „mit Leidenschaft und Ausdauer in den Schopenhauer“  vertieft hätte. Doch die „Begeisterung “ hätte dann  „etwas nachgelassen“. So verglich er Schopenhauers Philosophie mit einem Schlüssel. Dieser Schlüssel schien  ihm „wohl zu mancherlei Türen zu passen, in dem verwunschenen Schloß dieser Welt, nur nicht zur Ausgangstür „. Busch machte sich zwar die Ansicht Schopenhauers von der unheilbringenden Gewalt des Lebenswillens, der das ganze  Dasein kennzeichnet, zu eigen, nicht jedoch die andere Seite von Schopenhauers Lehre, nämlich deren Erlösungsgedanken. Da Wilhelm Busch den überaus positiven Kern der Philosophie Schopenhauers, die den indischen Weisheitslehren nahe stehende  Erlösungsmystik,  nicht übernahm, blieb er trotz aller Humoristik letztlich im Pessimismus stecken. Dennoch  sind  die Werke von Wilhelm Busch durchaus auch im Hinblick auf Schopenhauer lesenswert, denn viele Gedanken dort führen zu Arthur Schopenhauer.  Ein Beispiel hierfür könnte  etwa das folgende, zum Nachdenken anregende Gedicht sein:

Bös und Gut

Wie kam ich nur aus jenem Frieden  Ins Weltgetös? Was einst vereint, hat sich geschieden, Und das ist bös.

Nun bin ich nicht geneigt zum Geben, Nun heißt es: Nimm! Ja, ich muß töten, um zu leben, Und das ist schlimm.

Doch eine Sehnsucht blieb zurücke, Die niemals ruht. Sie zieht mich heim zum alten Glücke, Und das ist gut.

hb

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5 Gedanken zu “Wilhelm Busch und Arthur Schopenhauer

  1. Vielleicht wäre auch dieses Busch – Gedicht im Sinne von Arthur Schopenhauer :

    „Woher, wohin?

    Wo sich Ewigkeiten dehnen,
    Hören die Gedanken auf,
    Nur der Herzen frommes Sehnen
    Ahnt, was ohne Zeitenlauf.

    Wo wir waren, wo wir blieben,
    Sagt kein kluges Menschenwort;
    Doch die Grübelgeister schreiben:
    Bist Du weg, so bleibe fort.

    Laß dich nicht aufs neu gelüsten.
    Was geschah, es wird geschehn.
    Ewig an des Lebens Küsten
    Wirst du scheiternd untergehn.“

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  2. Ich fand die Bildergeschichten (früher wurden die ja noch bedenkenlos Kindern zum Lesen gegeben und mein Vater hat die „Gesammelten Werke“ in mehreren Bänden) von Wilhelm Busch schon immer furchtbar depressiv und schwarzmalerisch, ohne „Happy End“, wie ich es als ein solches verstanden hätte. Jetzt weiß ich endlich, wieso ich ihn schon als Kind nicht mochte.
    Man sollte halt nicht auf halber Strecke aufgeben – das gilt wohl auch für das Philosophieren. 😉

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    1. Genau so ist es ! Ich hatte schon öfters aufgegeben, weil ich glaubte, mich im Kreise zu drehen. Nur Fragen, kaum befriedigende Antworten und um mich herum das Dunkel. Auf mich lauerte der Nihilismus. Jedoch zum Glück blieb es nicht dabei, denn „irgendetwas“ drängte mich, weiter zu machen, und es ging plötzlich weiter! Aus dem Negativen wurde für mich schließlich etwas sehr Positives. Jedenfalls ist das meine Erfahrung mit dem Philosophieren.

      Selbstverständlich habe nicht nur ich diese positive Erfahrung machen können: So gibt es zum Beispiel aus der Spätantike ein berühmtes Werk, das den Titel trägt „Trost der Philosophie“. Sein Verfasser, Boethius, schrieb es im Gefängnis vor seiner Hinrichtung. In solcher Lage Trost im Philosophischen zu finden, dürfte nicht einfach sein.

      Nun war es nicht Boethius, sondern Schopenhauer, mit dem ich mich viele Jahre intensiv befasste, obwohl mich manche vor dessen angeblichem Pessimismus warnten. Heute freue ich mich, dass ich auf solche Warnungen nicht hörte und nicht aufgab. Es hat sich allemal gelohnt, denn ich fand das „Happy End“ – sonst würde ich hier nicht schreiben.

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      1. So wie du hier über Schopenhauer schreibst – und wie ich ihn also kennen gelernt habe – , kann auch ich nicht bestätigen, dass seine Lehren „pessimistisch“ seien.

        (Den „Nihilismus“ musste ich jetzt erst nachschlagen. Bedrückend. Mein Mitleid jedem seiner Anhänger.)

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