Karlheinz Deschner : Aphorismen

Karlheinz Deschner, einer der bedeutendsten Kirchenkritiker unserer Zeit, gehört zu den vielen Querdenkern, die von Arthur Schopenhauer geprägt, ja – wie Deschner selbst äußerte – „aufgewühlt“ wurden. Wie sehr Arthur Schopenhauer ihn geprägt hat, wurde mir besonders deutlich, als ich vor einigen Tagen Deschners Bissige Aphorismen las. Dort fand ich viele Sprüche, die mich in Inhalt und Stil an Schopenhauers Aphorismen erinnerten.

Vor allem Deschners wirklich bissige Aphorismen zum Thema  „Religion und Klerus“ sind, wie ich meine, ganz im Sinne Schopenhauers.  Dazu einige Kostproben:

Religionen sind Fertighäuser für arme Seelen.

Es ist bekannt, doch darf daran erinnert werden: Die Freiheit eines Christenmenschen beginnt mit der Zwangstaufe.

Sie verzeihen es mir nie, daß sie so abscheulich sind, wie ich sie geschildert habe.

Von allen Heiligen mag ich allein die heiligen Kühe; doch die andern Kühe gelten mir genausoviel.

Theologe – einziger Experte ohne Ahnung von seinem Forschungsobjekt.

Ein fortschrittlicher Theologe: ein Widerspruch in sich. Wenn ein Theologe fortschreitet, ist er kein Theologe mehr.

Übrigens, Karlheinz Deschners Schrift „Für einen Bissen Fleisch –  Das schwärzeste aller Verbrechen “ enthält Aphorismen, die wohl  jedem Tierrechtler aus dem  Herzen gesprochen sind. Auch dort zeigt sich die enge Nähe Deschners zu Schopenhauer. Es ist gerade seine konsequente Tierliebe, seine immense Kenntnis der Kirchengeschichte, die Deschner zum entschiedenen Gegner der Kirche, ja zur christlichen Religion machten. Wer sein mehrbändiges Hauptwerk  „Kriminalgeschichte des Christentums“ gelesen hat, müsste seine Abneigung gegen die Kirche und die hinter ihr stehende Religion verstehen.

Als ich kürzlich in Deschners Aphorismen blätterte, fiel mein Blick auf den Spruch:
Eine Gesellschaft, die Schlachthäuser und Schlachtfelder verkraftet, ist selber schlachtreif.
Ist das so? Wie dem auch sei, Schlachthäuser und Schlachtfelder haben einen Urheber: der Mensch, die  “ Krone der Schöpfung „. Wo es aber eine Schöpfung und somit einen Schöpfer gibt, gibt es einen letztlich Verantwortlichen, der auch die eigentliche Schuld für Schlachthäuser und Schlachtfelder trägt. Dazu fällt mir ein anderes Deschner-Zitat ein:
Um Gottes Willen! – bedeutet das je etwas Gutes?
hb

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17 Gedanken zu “Karlheinz Deschner : Aphorismen

  1. Es ist wirklich lohnend, sich diesen Namen zu merken. Deschner, Jahrgang 1924, ist, soweit ich weiß, gesundheitlich ziemlich angeschlagen. Er hat einerseits bedeutende Preise für sein Werk erhalten, aber andererseits wurden von der Kirche zahreiche Prozesse gegen ihn geführt. Das hat wahrscheinlich seine Gesundheit nicht gut verkraftet. Immerhin landete er nicht auf dem Scheiterhaufen. Insofern scheint es doch einen, wenngleich bescheidenen, geschichtlichen Fortschritt zu geben.

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  2. In dem Büchlein „Über Karlheinz Deschner. Leben, Werke, Resonanz“, 1994 von Rowohlt veröffentlicht, las ich (auf S. 38) von einem Prof. Völkl über Deschner:
    „Vor allem aber beweist der Autor an Hand einer immensen Quellen- und Literaturverwertung, was er sagt.“ Völkl war von der Caritas, Freiburg!!!

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  3. Eine solche Beurteilung von Deschners Werk durch einen Vertreter der Caritas ist wirklich höchst erstaunlich!

    Übrigens, in dem o.a. „Büchlein“ ist (auf S. 44) auch eine Stellungnahme aus der Schweizerischen Theologischen Umschau abgedruckt. Dort schrieb ein Prof. Werner von der Universität Bern:
    Im Ganzen gesehen entsteht so (durch Deschner) von der Kirche und ihrer langen geschichtlichen Entwicklung ein unerfreuliches Gesamtbild. Es ist aber historisch wahr.“ Gerade weil es auf Wahrheit beruht, ist Deschners Werk für manche Kirchenkreise ein besonderes Ärgernis.

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  4. Im Ende ihres Nachworts zu Deschners „Für einen Bissen Fleisch“ schreibt die Tierfreundin Nelly Moia:
    „Ich danke Deschner, daß auch er die unverzeiliche Härte des Christentums gegenüber den Tieren aufgezeigt und nachgewiesen hat.“
    Auch ich danke ihm!

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  5. Aus einem Deschner-Buch habe ich mir mal notiert: „Zwar widerlegt auch die Tragödie des Tiers kein ´höchstes Wesen`, doch die christliche Gottesidee. Denn ist Gott allmächtig, kann er nicht allgütig, ist er allgütig, kann er nicht allmächtig sein.“

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  6. Der wesentliche Unterschied besteht m. E. darin: Deschner kritisiert Kirche und Christentum. Schopenhauer kritisiert diese auch, ist aber darüber hinaus auch Philosoph, und zwar mit einer sehr tiefen Philosophie, die den indischen Religionen (bes. dem Buddhismus) sehr nahe kommt. Schopenhauers Philosophie kann Trost und Hoffnung bieten. Bei Deschner ist das natürlich nicht der Fall, was aber seine großen Verdienste als Aufklärer keineswegs schmälert.

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  7. Hallo,
    ich bin hier neu und positiv überrascht über was hier gesprochen wird.
    Bin erst seit ca. 6 Jahren Vegetarier, (leider immer noch nicht in der Lage Vegan zu leben), habe dann über Infos zum Thema Tierschutz auch mit Schopenhauer und K. H. Deschner Bekanntschaft gemacht.
    Wo kann ich Trost finden in Schopenhauers Werk oder im Buddhismus angesichts des grenzenlosen Leids , das der Mensch in diese Welt gebracht hat?
    Tat tvam asi …. wie einfach wäre das doch alles.
    Mensch, wie weit willst du noch gehen?
    Pat

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    1. Moin,
      mir gehts genauso. Bin durch Zufall hier und sehr positiv überrascht über die Inhalte.
      Deine Frage, wo bei Schopenhauer oder Buddha du Trost finden kannst, brührt mich, ist sie doch auch eine meiner Fragen. Wie du auf verschiedenen Seiten hier lesen kannst, kann man Zen nicht durch lesen oder diskutieren erfahren. Deswegen praktiziere ich es.

      Ich erlaube mir den Versuch einer Antwort:
      Im Sangemon steht übersetzt:
      „Begierde, Hass und Verblendung sind die Ursachen meiner fort und fortwirkenden Taten“.
      Und im Gelöbnis: „Zerstörender Irrtum ist unerschöpflich. Wir geloben ihn zu überwinden.“
      Für mich bedeutet das, das Buddha sich der Aufgabe voll bewusst angenommen hat, die Welt zu lehren und er war sich der Größe der Aufgabe ebenso klar. Aber er nimmt mit Gleichmut und Zuversicht diese Verantwortung auf sich. Erkenne zunächst dich selbst und dann nimm dich der anderen an. Es heißt aber „Irrtum“ und nicht „Dummheit“, was Sanftheit und Verständnis ausweist, selbst wenn er zerstörerisch ist.

      Denn wenn es einfach wäre, wäre es einfach nicht.

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  8. Man darf Karlheinz Deschner natürlich nicht mit den vielen nekrophilen Atheisten bei Ibka und im FGH verwechseln, die sich gerne mit seinen Schriften schmücken, aber weiterhin üble veganfeindliche Kindsfresser bleiben. Es gibt aber keinen Exjäger für den ich mehr Achtung habe als vor einem Karlheinz Deschner.

    Siehe auch:

    Zitate von Karlheinz Deschner:
    http://veganer-freigeist.blog.de/2011/02/27/zitate-kirchenkritiker-karlheinz-deschner-10704888/

    Deschner-Info:
    http://www.deschner.info/index.htm?/de/person/film/01.htm

    Das schwärzeste aller Verbrechen
    Christen gegen die Kreatur (Eine Polemik)

    http://tierrechte.blog.de/2009/12/03/karl-heinz-deschner-christen-kreatur-7501504/

    Kirchenkritiker Karlheinz Deschner im Interview:
    „Eine Revolution wäre nötig.“

    http://veganer-freigeist.blog.de/2010/12/08/kirchenkritiker-karlheinz-deschner-interview-revolution-waere-noetig-10146132/

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  9. Das Schicksal mischt die Karten, und wir (Blogger) spielen. Arthur Schopenhauer

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    Schöne Grüsse aus München

    Rainer
    Freidenker Galerie
    Bilder, lustige Zitate, lustige Sprüche

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