Schopenhauer : Lebenskraft und Gesundheit

Durchaus ernst gemeint, aber dabei mit dem ihm eigenen Humor schrieb Arthur Schopenhauer: “ Das heut zu Tage Mode gewordene Polemisieren gegen die Annahme einer Lebenskraft verdient, trotz seiner vornehmen Mienen, nicht sowohl falsch als geradezu dumm genannt zu werden. Denn wer Lebenskraft leugnet, leugnet im Grunde sein eigenes Dasein, kann sich also rühmen, denhöchsten Gipfel der Absurdität erreicht zu haben. Sofern aber dieser freche Unsinn von Ärzten und Apothekern ausgegangen ist, enthält er überdies den schnödesten Undank; da die Lebenskraft es ist, welche die Krankheiten überwältigt und die Heilungen herbeiführt, für welche jene Herren nachmals das Geld einstreichen und quittieren.“
(Arthur Schopenhauer, Zürcher Ausgabe, Parerga II, § 94)

Ich glaube, Arthur Schopeenhauer hat, insbesondere was die Rolle der Ärzte und Apotheker angeht, manchem aus dem Herzen gesprochen.  Sicher haben sich die meisten von uns nach überstandenen Krankheiten schon gefragt: War es der Arzt oder „die Natur“, die geholfen hat? Oft haben wir dabei den Eindruck, dass eigentlich die Natur, die Lebenskraft in uns, geholfen hat und der Arzt dabei zwar ein wichtiger, aber nicht der entscheidende Helfer war. Auch wenn sich das in vielen Fällen nicht eindeutig klären lässt, wird kaum jemand bestreiten können, dass die Lebenskraft für uns von existentieller Bedeutung ist. Andererseits ließe sich hierzu einwenden, dass der Begriff „Lebenskraft“ nicht eindeutig genug definiert und daher unwissenschaftlich sei. Aber kann man ihre Existenz deshalb einfach ableugnen? Arthur Schopenhauer hielt die Lebenskraft für eine unerklärliche und unvergängliche Naturkraft, wobei es ein großer Irrtum sei, sie abzuleugnen und auf physische und chemische Kräfte zurückführen zu wollen.

Bereits der altgriechische Philosoph Aristoteles  nahm an, dass es eine „besondere“ elementare Kraft gäbe, die das Leben bewirke, wobei sie sich nicht aus mechanischem Kräften ableiten läßt. Die Lebenskraft, so heißt es im „Wörterbuch der philosophischen Begriffe“, ist „das lebenschaffende und -erhaltende Prinzip, die Ursache der Lebenserscheinungen“. Diese Auffassung war besonders zur Zeit Schopenhauers als sogenannter “ Vitalismus “ weit verbreitet. Später entwickelte sich daraus, und zwar u. a. auch auf Grund  experimenteller Forschung, der „Neuvitalismus“. Hiernach können die Lebenserscheinungen nicht allein aus physikalisch-chemischen Gesetzmäßigkeiten erklärt werden, sondern folgen einer „eigenen, die physikalisch-chemisch übergreifenden Gesetzlichkeit (Ganzheitskausalität)“.

EIne solche Erklärung des Lebens dürfte meiner Meinung nach durchaus im Sinne  Arthur Schopenhauers sein, denn seine Lebensphilosophie beruht auf einer Ganzheitslehre, wie sie konsequenter nicht sein kann. Ich habe oftmals in meinem Leben im Umgang mit Kranken und auch Sterbenden die Schopenhauersche Wahrheit bestätigt gefunden: Keine Speise, keine Arznei, kann Lebenskraft erteilen oder ersetzen. Die Ursache aller Lebenskraft, so erkannte Arthur Schopenhauer, liegt viel, viel tiefer – im “ Willen zum Leben „.
hb

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3 Gedanken zu “Schopenhauer : Lebenskraft und Gesundheit

  1. Allein die oftmals erfolgreiche Behandlung mit Placebos verdeutlicht doch schon, dass etwas wie eine „Lebenskraft“ existieren muss, die uns gesund oder krank machen kann, auch die Tatsache, dass psychosomatische Krankheiten diagnostiziert werden.

    Was Ärzte heutzutage machen, ist doch fast immer nur, die Symptome der Krankheiten zu unterdrücken.
    Heilen – das muss der Körper selbst tun – durch seine Lebenskraft.

    Aber das ist gar keine so neue Erkenntnis, nur eine, die in Vergessenheit geraten ist.
    Gesamtheitliche Medizin, die Zusammenhänge sucht (und findet!), wo man sie gar nicht vermuten würde, ist die Lösung – aber weil sie oftmals nicht „wissenschaftlich belegbar“ ist, wird sie nicht akzeptiert oder gar belächelt.

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    1. Es ist hierbei äußerst wichtig, einen Sinn im Leben ( z. B. sich für eine „gute“ Sache einzusetzen) gefunden zu haben. Das stärkt den Lebenswillen und damit die im Laufe der Zeit naturgemäß nachlassende Lebenskraft. Ich weiß das aus eigener Erfahrung! Mir ist es deshalb auch egal, dass manche die ganzheitliche Medizin, wenn ihre Erfolge nicht „wissenschaftlich“ erklärt werden können, belächeln. Ganzheitlich bedeutet dabei auch, in die Heilung Faktoren einzubeziehen, welche jenseits der materialistisch orientierten Naturwissenschaft liegen, denn es gibt zwischen Himmel und Erde …

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