Schopenhauer : Gefahrvolles Leben

Leben ist gefährlich, ja lebensgefährlich. Es ist voller Gefahren. Sorglose Frohnaturen, welche diese Tatsache verdrängen und als übertriebene Ängstlichkeit verharmlosen, kann das Leben mitunter schneller und härter belehren, als sie es für möglich halten. Arthur Schopenhauer schrieb 1817, also im Alter von 29 Jahren, in sein Manuskript:

Das Leben selbst ist ein Meer voller Klippen und Strudel, die der Mensch mit der größten Behutsamkeit und Sorgfalt vermeidet, obwohl er weiß, daß, wenn es ihm auch gelingt mit aller Anstrengung und Kunst sich durchzuwinden, er eben dadurch mit jedem Schritt dem größten, dem totalen, dem unvermeidlichen Schiffbruch näher kommt, ja grade auf ihn zu steuert, dem Tode: dieser ist das endliche Ziel der mühseligen Fahrt und schlimmer als alle Klippen denen man auswich. *

Schopenhauer war von dieser Erkenntnis so durchdrungen, dass sie seine Lebensphilosophie nachhaltig prägte und er sie sogar fast wörtlich in sein zwei Jahre danach veröffentlichtes Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstellung übernahm.

Wer sich der oben zitierten Lebensweisheit Schopenhauers bewusst ist, wird es besonders schätzen, wenn sich auf seiner Lebensfahrt das Schiff wenigstens vorübergehend durch ruhige Gewässer bewegt.

H.B.

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  • Aus: Arthur Schopenhauer , Der handschriftliche Nachlaß in fünf Bänden, hrsg. von Arthur Hübscher, München 1985, Band I, S. 489.