Buddhas Ethik : Metta – die Herzensgüte

Metta – dieses altindische Pali-Wort ist für die Ethik des Buddha von zentraler Bedeutung. Der aus Deutschland stammende buddhistische Mönch Nyanatiloka übersetzte es mit Allgüte. 1 Das deutet schon auf ein wesentliches Kennzeichen der buddhistischen Ethik hin, nämlich dass sich diese Güte auf alles Leben bezieht. Für Arthur Schopenhauer war das eine der wichtigsten Gründe, warum er die Ethik des Buddhismus besonders hoch schätzte. So hob er in seinen Schriften lobend hervor, dass sie im Gegensatz zur christlichen Ethik auch die Tiere unter ihren Schutz nimmt.

Das zeigt sich deutlich in Buddhas Rede über die Güte. Sie wird Mettasutta genannt und ist Teil des buddhistischen Pali-Kanons. Die folgenden Verse aus dem Mettasutta widerspiegeln, wie ich meine, höchst eindrucksvoll den Geist der buddhistischen Ethik:

Die Lebewesen groß und klein,
Ihr Leib sei grob, ihr Leib sei fein,
Sie sei´n beweglich oder nicht,
Ob sichtbar oder außer Sicht,
Von dieser oder jener Art,
In Zukunft oder Gegenwart:
Es werde allen höchstes Heil
Und ihres Herzens Glück zuteil!

Die Mutter schützt den eig´nen Sohn,
Auch wenn ihr Todesqualen drohn.
Solch einer wahren Liebe Geist
Zeigt allem, was lebendig heißt!

Ein Wohlwollen, das unbeschränkt
Entfaltet still in euch versenkt,
Von Haß und aller Feindschaft frei,
Nach welcher Seite es auch sei.
2

Das Mettasutta wird täglich von den buddhistischen Mönchen und oftmals auch von anderen Buddhisten rezitiert. Schon das beweist die große Bedeutung, die das Mettasutta im buddhistischen Leben hat.

Völlig anders hingegen, jedenfalls was Tiere angeht, im Christentum: Bei meinen Recherchen zu buddhistischen und christlichen Klöstern bin ich auf die Klostermetzgerei der Benediktinerabtei Münsterschwarzach gestoßen. Das Bild auf deren Webseite war für mich, zumal als Veganer, sehr unerfreulich. 3 Um so mehr konnte ich mich über ein anderes Bild im Web freuen, und zwar von einem Tierschutzverein, der dem Buddhismus nahesteht und den aufschlussreichen Namen trägt: Lasst die Tiere leben: 4

Einerseits christliche Klosterschlächterei und anderseits buddhistisch inspirierter Tierschutzverein – welch` ein Gegensatz! 5

Metta wird, wie ich eingangs erwähnte, mit Güte übersetzt. Doch was bedeutet hier Güte? Für den „Buddhaisten“ Arthur Schopenhauer war es die Herzensgüte, die er und ganz im Sinne von Buddhas Ethik beschrieb:

„Die Güte des Herzens besteht in einem tiefgefühlten, universellen Mitleid mit allem, was Leben hat … Wie Fackeln und Feuerwerk vor der Sonne blaß und unscheinbar werden, so wird Geist, ja Genie und ebenfalls die Schönheit, überstrahlt und verdunkelt von der Güte des Herzens … Sogar der beschränkteste Verstand, wie auch die groteske Häßlichkeit, werden, sobald die ungemeine Güte des Herzens sich in ihrer Begleitung kundgetan, gleichsam verklärt, umstrahlt von einer Schönheit höherer Art, indem jetzt aus ihnen eine Weisheit spricht, vor der jede andere verstummen muß.“ 6

H.B.

Weiteres zu Arthur Schopenhauer und seiner Philosophie > hier
sowie zum > Buddhismus.

Anmerkungen
1 Nyanatiloka, Buddhistisches Wörterbuch, 2. Aufl., Konstanz 1976, S. 128.
2 Suttanipata 146 ff., zit. aus: Pfad zur Erleuchtung. Buddhistische Grundtexte, übers. und hrsg. von Helmuth von Glasenapp, Düsseldorf/Köln 1974, S. 96.
3 >Webseite (archiv. 08.08.2023)
4 Der folgende Bildausschnitt ist aus Instagram (aufgen. 11.08.2023).
5 Der Gegensatz zwischen christlicher und buddhistischer Ethik ist, was Tiere betrifft, auch durch keine Schönrederei zu überbrücken. Das kommt sehr deutlich zum Ausdruck beim > Edlen Achtfachen Pfad, zu dem der rechte Lebenserwerb gehört. Hiernach zählt der Handel mit Lebewesen und Fleisch zu den „verwerflichen Berufen“ und gelten Schlächter als „Nächstenquäler“, die „grausames Handwerk“ betreiben (> Die Lehrreden des Buddha aus der Angereihten Sammlung, aus dem Pali übers. und hrsg. von Nyanatiloka, 3. Aufl., Köln 1969, Band III: Fünfer-Buch,177, S. 119 und Band II: Vierer-Buch, 198, S. 173).
6 Arthur Schopenhauer , Zürcher Ausgabe, Werke in zehn Bänden, Zürich 1977, Band VI: Die beiden Grundprobleme der Ethik / Preisschrift über die Grundlage der Moral, S. 294 und Band III: Die Welt als Wille und Vorstellung II, S. 271.